"Die Sonne"

Die Idee für die "Sonne" ist mir 1987 gekommen, nachdem ich das erste Mal an eigenem Leib und noch mehr an eigener Seele erlebt hatte, was Menschen bereit sind anderen Menschen anzutun.Weil sie ihre Position oder ihre Aufstiegsschancen bedroht sehen. Oder aus Neid und Eifersucht. Oder auch aus Lust an Macht und Intrigen. Überhaupt schienen in meinem Umkreis damals fast alle darauf aus, möglichst rasch möglichst viel Geld zu verdienen.

Dies weckte in mir das antizyklische Bedürfnis, etwas umsonst zu tun, etwas, wofür man nicht nur nicht bezahlen musste, sondern auch nicht durfte. Ausserdem schien es mir, es könnte nicht schaden, wieder so etwas zu haben wie den Nebelspalter vor und während dem zweiten Weltkrieg. Den Namen Nebelspalter konnte ich aber natürlich nicht verwenden, ich wollte auch lieber etwas Positiveres. Da kam mir eines Nachts in den Sinn: Der beste Nebelspalter ist die Sonne, und sie scheint umsonst, unentgeltlich auf alles, auf Gutes und Böses, Schönes und Hässliches. Sie wirft auf alles ihr Licht und erzeugt Schatten, erst dadurch erhält die Welt Farbe und Kontur.

Ich kreierte also eine neue Zeitschrift, "Die Sonne", grafisch aufgebaut auf einer zwölfstrahligen Sonne, die auf jeder Seite etwas tiefer steht. Ich versandte sie gratis an Freunde und Bekannte und verteilte sie grosszügig, forderte zum Kopieren und Weiterverteilen auf.

 

Heute wäre dies nichts so Besonderes mehr, es gibt schon viele Gratiszeitungen (allerdings hatte "Die Sonne" auch keine Werbung und keine Werbeeinnahmen).